Eine Performance-Ungewissheit /4_20
Eigentlich wollte die Sängerin und Performerin Magdalena Weniger in diesen Tagen mit ihrem Team ganz intensiv an ihrem langgeplanten Projekt „Lecker Lemon – Lieder im Zelt“ arbeiten. Vor Monaten schon war das Konzept entstanden. Die Fördermittel sind zusammengesammelt, der Premierenort Zentralwerk für Ende April vereinbart. Und nun alles in der Schwebe, das Team örtlich auseinandergerissen, alle Gewissheiten hinweg.
Freie Künstler*innen sind selbstverantwortliches Arbeiten und stetige Risikoabwägungen als quasi selbständige Unternehmer ja gewohnt. Aber die jetzigen Umstände bringen Entscheidungen mit sich, die bisher noch nie trainiert und abverlangt wurden. Und da alles im Kulturbereich miteinander verbunden ist, sind sie für den Einzelnen auch nicht realistisch einschätzbar. Die langfristigen Planungen der Institutionen, wo sie üblicherweise auftreten, erlauben spontane Verschiebungen eigentlich gar nicht. Und die Ausgabe und Verwendung der Fördermittel ist an strenge staatliche Regelungen gebunden. Die Situation blockiert natürlich auch künstlerisch, hatte sich Magdalena Weniger doch gerade die Interaktion mit dem Publikum für „Lecker Lemon“ zum Thema gemacht: “ Wir laden ein in ein Zelt. Wir werden inspiriert von alten Liedern, Gedichten und Melodien und setzen diese in enger, gemütlicher Atmosphäre in einen zeitgenössischen Rahmen. Interaktives Circlesinging verweben wir mit Synth und Loop zu Klangteppichen unserer verschiedensten Lebenswelten. Wir sind ein Hochhaus voller Wohnzimmer, ein Obstkorb, ein Setzkasten, ein Medley. Ein performatives Konzert.“ Stattdessen nun eine zeitlich nicht definierte künstlerische Pause und soziale Isolation. Sie ist nun erst einmal eine Mutter, die ihr Kind zu Hause betreuen muss und hat nebenbei noch mehr Organisationsdinge als sonst auf dem Tisch, um für das aktuelle und zukünftige Projekt Perspektiven und für sich ein Einkommen zu sichern. „Irgendwie bin ich gelassen, weil wir alle im selben Boot sitzen. Es ist kein persönliches Problem, weil ich eine bestimmte Leistung nicht liefern kann. Das entspannt. Wir werden Lösungen finden.“ so Magdalena Weniger und entscheidet als künstlerische Leiterin im Austausch mit ihrem Team über die Absage der Premiere. „Lecker Lemon“ wird der Öffentlichkeit zu einem späteren Zeitpunkt serviert.